Idaho
"Vieux Carré"
Hörspiegel-Meinung (ste):
Hier kommt mal eine ganz außergewöhnliche Band. Idaho aus den Vereinigten Staaten, in Deutschland bei Kalinkaland Records unter Vertrag, ist geprägt durch das Songwriting und die Texte von Frontman und Gründungsmitglied Jeff Martin sowie zahlreichen Musikerkollegen. Ein wirklich festes Lineup scheint es auf dem aktuellen Studioalbum „Vieux Carré“ nicht zu geben. Jeff spielt bei den meisten Songs die Haupt-Instrumente Gitarre oder Piano. Die Musiker in der Band wechselten in der Vergangenheit, so gehören bzw gehörten u.a. Melissa auf der Maur (Smashing Pumpkins) oder REM/Beck-Drummer Joey Waronker (auch auf Vieux Carré am Schlagzeug zu hören) zu den Mitgliedern Idahos.
Welche Musik erwartet nun den Hörer? Nun, eine sehr ruhige Variante des emotionalen Gitarren-Rocks. Mit viel Piano, einer klaren, unverfälschten Stimme und dem Wechselspiel zwischen Gefühlsausbruch und Dahinvegetierens. Ganz ehrlich: Wäre Idahos Musik ein Mensch, er wäre manisch depressiv. Da gibt es hoffnungsvolle Melodien, die einen wie der erste Sonnenstrahl an einem verregneten Tag aufheitern, so als ob sie sagen wollten: „Kopf hoch, Mann!“ Und dann wieder ruhige, fast ängstliche Rückzüge in die Unaufdringlichkeit.
Das macht „Vieux Carré“ aus: Dass es durch seine Hochs und Tiefs bei Laune zu halten weiß, ohne dass der rote Faden reißt. Einen Nachteil hat das Album aber leider: „Mal eben“ im Saturn oder Mediamarkt reinhören bringt nicht viel, weil das Album erst beim zweiten oder dritten Hören seinen kompletten Charme verströmt. Idaho braucht Zeit. Nehmen Sie sie sich. Wer Britpop mag, ist hier mindestens genauso gut aufgehoben wie Slo-Core- oder Gitarrenrock-Freunde. Auch Grunge-Veteranen dürfen Idaho Gehör schenken.
(Nico Steckelberg, © 2004 Der Hörspiegel )
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