Idaho - Vieux Carré
Autor: Christine Käppeler
Label: Kalinkaland
Vertrieb: Cargo
Warm und angenehm klingen Idaho, wie ein Morgen mit Kaffee und frischen Rosinenbrötchen, deren Dampf die Fensterscheiben beschlägt, während draußen kontinuierlich der Schneematschpegel steigt. Drinnen ist alles aus dunklem, altem Holz, die ausgetretenen Dielen knarren bei jeder Bewegung, im spärlichen Licht sieht man den Staub fliegen. Angefangen vom wohltemperierten Klavier bis zu Jeff Martins weicher Stimme ist "Vieux Carré" ein Album, das Melancholie in Majuskeln mit Sperrschrift proklamiert. Der Name Idaho ist insofern wesentlich passender als die Tatsache, dass die Band aus Kalifornien stammt. Der Titel "Vieux Carré" verweist auf eine weitere Lokalität: das alte französische Viertel von New Orleans. »There's so much loneliness in this house you can hear it«, schrieb Tennessee Williams in seinem gleichnamigen Drama über ein abgehalftertes Hotel im Vieux Carré. Einsamkeit klingt in allen Liedern von Idaho durch, man könnte auch sagen, dass es Jeff Martin gelingt, sie hörbar zu machen. Alleingelassen wird man damit fairerweise nicht, selbst die letzten toten Winkel des Raums werden von der dichten Instrumentierung des Albums gefüllt. Und wenn Martin sich in der Frage "If we ride along together/will I still daydream of you" verrennt, hat man längst akzeptiert, dass wirklich schöne Songs nun mal nicht in den glücklichsten Momenten des Tages entstehen.
Contains fifteen never before heard songs recorded between 1992-2000«, war auf dem Cover des letzten Albums "We Were Young And Needed The Money" zu lesen. Dieses Statement gewinnt bezüglich »Vieux Carré« neue Aussagekraft, denn von den 15 Songs des Albums sind 4 bereits auf dem Vorgänger zu finden. Und trotzdem schmälert dieser Umstand die Stimmigkeit des Albums nicht, vielmehr zeigt der Vergleich beider Alben, dass erst »Vieux Carre« diesen Songs den richtigen Rahmen gibt. Im Gegensatz zu "We Were Young And Needed The Money", das bei aller Qualität insgesamt doch eher zerfasert wirkte, hat Jeff Martin mit "Vieux Carré" ein stimmiges rundes Ganzes geschaffen.
this review is/was posted at Spex
and is available here for archival purposes only